En-ROADS-Benutzerhandbuch

Wirtschaftswachstum🔗

Unterstellen Sie ein höheres oder niedrigeres Wachstum bei produzierten Waren und Dienstleistungen. Das Wirtschaftswachstum wird anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Person gemessen und wirkt sich maßgeblich auf den Energieverbrauch aus. Um die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen zu decken, gibt es auch Alternativen, die auf ökonomische Rahmenbedingungen setzen, die nicht auf kontinuierlichem BIP-Wachstum beruhen.

Beispiele🔗

  • Globale Bemühungen zur Reduzierung des Überkonsums und zur Förderung eines einfachen Lebenswandels auf freiwilliger Basis.
  • Mögliche Auswirkungen von Klimafolgen auf das Wirtschaftswachstum.

Kernbotschaften🔗

  • Ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum wäre ein sehr wirksamer Ansatz zur Vermeidung künftiger Temperaturerhöhungen. Wie sich das in der Praxis umsetzen und gerecht gestalten ließe, wirft jedoch noch viele Fragen auf.

Maßgebliche Prozesse🔗

  • Multipliziert man die Bevölkerung mit dem BIP pro Kopf, erhält man das gesamte globale BIP bzw. Bruttoweltprodukt. Erhöhungen dieser Variable beschleunigen das exponentielle Wachstum des BIP, des wohl wichtigsten Treibers künftiger CO2-Emissionen.
  • Beobachten Sie, wie sich alle Energiequellen ändern, wenn sich das Wirtschaftswachstum ändert.
  • Wenn Sie den vom Klimawandel verursachten wirtschaftlichen Schaden erhöhen, sehen Sie, wie dies zwar die Emissionen reduziert, den Temperaturanstieg aber nicht aufhalten kann, selbst unter extremen Annahmen, bei denen das BIP der Welt einbricht.

Potenzielle Co-Benefits eines geringeren Wachstums🔗

  • Der Fokus könnte zu alternativen Maßstäben des Wohlergehens, etwa dem Bruttonationalglück, verschoben werden.
  • Eine stärkere Fokussierung auf Ressourcenschonung und weniger auf Materialverbrauch kann bewirken, dass weniger Abfall entsteht.

Gerechtigkeitsaspekte🔗

  • Wirtschaftswachstum ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, Menschen weltweit aus der Armut zu befreien. In den letzten Jahrzehnten gingen viele Zuwächse beim Wirtschaftswachstum allerdings an die Reichsten der Welt. Unabhängig davon müssen politische Vorgaben auf die spezifischen kommunalen und regionalen Gegebenheiten zugeschnitten sein.
  • Wenn sich das BIP-Wachstum verlangsamt oder schrumpft, bedeutet das für Regierungen oft höhere Haushaltsdefizite, die häufig durch Sparmaßnahmen – Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen – ausgeglichen werden müssen. Diese Reformen können ärmere Bevölkerungsschichten schwer treffen und Arbeitsplatzverluste und all die Ungerechtigkeiten, die mit dem Verlust der Lebensgrundlage einhergehen, nach sich ziehen.1

Schieberegler-Einstellungen🔗

Wirtschaftswachstum

geringes Wachstum Status quo hohes Wachstum
Langfristiges Wirtschaftswachstum 0,5 % bis 1,2 % 1,2 % bis 1,9 % 1,9 % bis 2,5 %
Kurzfristiges Wirtschaftswachstum 1,7 % bis 2,1 % 2,2 % bis 2,9 % 3,0 % bis 3,7 %

Das Wirtschaftswachstum wird im Wesentlichen über den Schieberegler "Langfristiges Wirtschaftswachstum" gesteuert; mithilfe des Schiebereglers "Kurzfristiges Wirtschaftswachstum" lassen sich jedoch auch noch etwas präzisere Annahmen zum Wirtschaftswachstum einstellen. Über diesen Regler wird das anfängliche globale durchschnittliche BIP pro Person festgelegt. Der Schieberegler "Übergangszeit" dient dazu einzustellen, wie lange es dauert, bis das Niveau des "kurzfristigen Wirtschaftswachstums" das Niveau des "langfristigen Wirtschaftswachstums" erreicht.

Verringerung des BIP durch Klimafolgen

Mithilfe der zwei Schieberegler "Verringerung des BIP bei 2°C durch Klimafolgen" und "Maximale Verringerung des BIP" (zu finden im Annahmen-Menü unter "Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft" können Benutzer erfahren, wie stark die Wechselwirkungen zwischen Klimafolgen und BIP sind. Diese beiden Schieberegler werden in derselben Zeile angezeigt, da sie miteinander in Beziehung stehen. Die "Maximale Verringerung des BIP" kann nicht geringer ausfallen als die "Verringerung des BIP bei 2°C durch Klimafolgen", daher verschieben sie sich gemeinsam, sobald ein Benutzer versucht, den einen Schieberegler am anderen vorbeizubewegen. Um sich die Dynamik bei Änderung dieser Schieberegler anzusehen, verwenden Sie bitte das Diagramm "Verringerung des BIP vs. Temperatur".

Es wird erwartet, dass der Klimawandel vielfache negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird, wie z. B. geringere Investitionen in Güter und Dienstleistungen aufgrund der Kosten für die Reaktion auf Veränderungen bei extremen Wetterereignissen, den Anstieg des Meeresspiegels, Wüstenbildung, geringere Ernteerträge, Überschwemmungen und die daraus resultierende Migration. Mehrere Ökonomen formulierten diese Auswirkungen, die als "Schadensfunktion" bekannt sind, als prozentuale Verringerung des globalen BIP und veranschlagten sie als Funktion der Temperaturveränderung. Die vier wichtigsten Funktionen in der Literatur stammen von Nordhaus (2017), Weitzman (2012), Dietz & Stern (2015) und Burke et al. (2015). Deren Schätzungen für den wirtschaftlichen Schaden entnehmen Sie bitte dem Diagramm "Verringerung des BIP vs. Temperatur", Sie können diese in En-ROADS replizieren, indem Sie die folgenden Werte für die beiden Schieberegler eingeben oder die Funktion im Menü "Voreinstellung" auswählen:

En-ROADS-Schieberegler Nordhaus Weitzman Dietz & Stern Burke
Verringerung des BIP bei 2ºC 0,9 % 1,3 % 2,6 % 13 %
Maximale Verringerung des BIP 22 % 97 % 98 % 20 %

Modellstruktur🔗

Unter realen Bedingungen hätten Energiepreise und verschiedene Steuern mehrere Rückwirkungen auf das Wirtschaftswachstum, das Modell bildet jedoch nur die Rückkopplungen zwischen Klimafolgen und BIP ab. Benutzer können die übrigen Rückwirkungen untersuchen, indem sie die Prognosen für das Wirtschaftswachstum mithilfe der Schieberegler manuell ändern.

Falls Sie weitergehende Fragen haben oder Unterstützung benötigen, besuchen Sie bitte support.climateinteractive.org.

Fußnoten

[1]: Ruckert, A., & Labonté, R. (2017). Health inequities in the age of austerity: The need for social protection policies. Social Science & Medicine, 187, 306–311.

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